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Weiß 2021 Sieger

LagenCup Weiß 2021

1. Platz / Winzer des Jahres

Rainer Schnaitmann

Weingut Schnaitmann - Württemberg

Beim diesjährigen LagenCup Weiß 2021, mit ausschließlich weißen Lagenweinen aus Deutschland, wurden mehr als 700 Spitzengewächse verkostet. Die 10-köpfige Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern widmete sich fünf Tage lang den Weinen. Wie immer wurde die Verkostung blind durchgeführt, kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet.

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Sieger Rainer Schnaitmann und Klaus Kneib Weinwerk / Frische Paradies

Text: Axel Biesler

Es galt wie ausgemachte Sache: Aus Württemberg kommen zuverlässig schmackhafte Rotweine und bisweilen solide weiße Tropfen. Dass die Region sich in den vergangenen zwanzig Jahren in vielen Teilen neu erfunden hat, ist selbst der Fachwelt entgangen.

1. Platz

2019 | Fellbacher Lämmler | GG | Riesling - 97 Punkte

DIE SOGENANNTEN ZUGPFERDE

»Noch nie gab es in Württemberg solch gute Weine.« Das Zitat stammt aus dem Gault Millau WeinGuide 2003. Fast 20 Jahre her also, als sich die Fachleute bereits darüber einig waren, dass im Ländle weitaus mehr als blassrote Trollinger und deftige Lemberger erzeugt werden. Überregional wahrgenommen wurde der Qualitätsaufschwung indes nur selten. Warum die Winzer das bisweilen nicht störte, könnte einerseits damit zu tun haben, dass sie ihre Weine stets zu guten Preisen losschlagen konnten und sich andererseits kontinuierlich anspornten, in jedem Jahr ein weiteres Mü an ihrer Güte-Schraube zu drehen. Die Mühen haben sich gelohnt. Zweifelsohne zählt der Lemberger heute neben dem Spätburgunder zu den prächtigsten Rotweinen des ganzen Landes und der Trollinger läuft bei vielen Weingütern zu neuentdeckten delikaten Höhen auf. Nach wie vor sind es rote Sorten, die in den Württemberger Weinbergen dominieren. Doch wer nun meint, den Weißweinen wird weniger Beachtung geschenkt, weil sie gleichsam wortlos im Portfolio mitlaufen und abverkauft werden, liegt grundlegend falsch. »Noch nie gab es in Württemberg solch gute Weine.«, schrieb damals der Gault Millau. Heute müsste es heißen: »Ob anspruchsvolle Lemberger mit Hermitage-pfefferwürziger Noblesse oder herausragend eigenständige Rieslinge – was sich in Württemberg in den letzten Jahren getan hat, ist nichts weniger als weinbewegend.« Es ist in diesem Zusammenhang ja immer gerne von sogenannten Zugpferden die Rede, wenn es stramm bergauf mit einer Weinregion geht. Keller etwa steht für den Aufstieg Rheinhessens, Van Volxem für die Saar. Württemberg hat derlei viele Protagonisten, ohne dass sie viel Aufhebens um ihre Mühen in Weinberg und Keller gemacht haben. Rainer Schnaitmann ist einer von ihnen.

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LagenCup im Fernsehen

Über den Siegerwein:

»Meersalz in der Nase.« Das ist schon ein mutiger Ausspruch eines Profiverkosters, wenn der sicherlich weiß, dass Salz an sich nach überhaupt nichts riecht. Kommt das Mineral jedoch nicht raffiniert daher, kann es durchaus einen feinen Geruch in sich tragen. Salz hin oder her. Schnaitmanns Riesling wächst weder am Atlantik noch am Mittelmeer. Kann schon sein, dass auf seinen karstigen Fellbacher Schollen einmal Meerwasser geflossen ist. Ob das nach Jahrtausenden der Trocknung und Pressung noch zu schmecken ist, mag mit Fug und Recht angezweifelt werden. Ohnehin ist die sogenannte Salzigkeit im Wein eine hochsensible sensorische Angelegenheit. Ob Profi oder Laie: Jeder nimmt sie anders wahr. Sie ist, so könnte man vielleicht sagen, so etwas wie ein aromatischer Ritterschlag für einen vielschichtigen Wein, wenn der weitaus mehr als Frucht und Süße am Gaumen zu bieten hat. »Schön trocken und karg« wusste ein anderer Verkoster zu berichten, wobei erst beim zweiten Lesen klar sein sollte, dass diese Anmerkung einen lobenden Konnex in sich trägt. Was auch deshalb wenig erstaunt, da der Lämmler seit rund 250 Millionen Jahren entsteht, ein unglaublich vielfältiges Gemenge aus Gipskeuper, Mergel und Schilfsandstein ist. Am Ende kommen diese Mineralien im Wein geschmacklich vielleicht nicht vor, sind aber nichtsdestotrotz dafür verantwortlich, dass die Reben sich dort pudelwohlfühlen und in geheimnisvoller Weise an den Wein weitergeben, der aus ihnen gewonnen wird. Einigen wir uns doch drauf, dass Schnaitmanns Riesling aus dem Fellbacher Lämmler mystisch, ja magisch schmeckt. Konkret ist damit zwar auch nichts anzufangen, aber es klingt ziemlich abenteuerlich. »Langer Abgang« meint ein Verkoster noch zum Schluss. Wir lassen das mal noch länger so stehen.

Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte er 1997, kaufte viel neues Holz, worin seine Roten zu properen Kerlchen heranreifen durften. Damals, Anfang der 2000er war das allerhand, als die behände Vermählung von deutschem Wein mit französischer Eiche meist noch recht grobschlächtig ausfiel. Schnaitmann bewies schnell ein feines Gespür dafür, wie aus süßer Toastwürze und reifer Traubenfrucht eine Delikatesse zu bereiten ist. Zurückschauend könnte man sagen, dass er damals moderne Weine gemacht hat. Die macht er auch noch heute. Sein Verständnis der Moderne indes hat sich gewandelt. Es ist die Vergangenheit, die Schnaitmann umtreibt. Was, so ließe sich die Überschrift seiner Philosophie, formulieren, passiert mit meinen reifen und gesunden Trauben, wenn ich sie im Keller beinahe sich selbst überlasse? Ein mutiger Schritt, den Schnaitmann nicht nur gewagt, sondern am Ende auch auf die Flasche gebracht hat. Rotweine mit Stiel und Stängel vergoren, den Weißen eine lange Maischestandzeit gegönnt und mit ihren ureigenen Hefen vergoren, auf neues Holz verzichtet und seine Weinberge auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Stets mit der Gewissheit, dass diese Maßnahmen auch Auswirkung auf den Geschmack seiner Weine haben werden. Und stets sicher auch mit der Sorge, dass sich einige seiner Kunden von seinen Weinen auch abwenden würden, weil der »natürliche Geschmack« neuerdings nicht mehr sonderlich gefragt ist, der Kunde über Jahrzehnte mit Johannisbeermarmelade und Vanille angefüttert wurde. Und bei den Weißen darf die Aprikose nicht fehlen. Die dürfe schon sein, sagt Schnaitmann, doch die Frucht sei beileibe nicht alles, was einen köstlichen Weißwein ausmache. »Es gibt so viele Faktoren, die einen Wein zu einem besonderen machen. Nur eines weiß ich ziemlich sicher: Je gezielter ich bei seiner Bereitung eben nicht einschreite, desto größer sind die Chancen, dass er gut gerät.«  

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Foto: Weingut Schnaitmann, Rainer Schnaitmann

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Foto: Weingut Schnaitmann

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Foto: Weingut Schnaitmann

Weitere Siegerkategorien

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