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TopTen Anfang

LagenCup Rot 2022

Top-Ten Lemberger

Beim diesjährigen LagenCup Rot 2022 kamen erneut ausschließlich rote Lagenweine aus Deutschland auf den Prüfstand. Die Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern, widmeten sich dieses Jahr über 400 angestellten Lagenweinen und wie immer wurden die Gewächse blind verkostet, zuweilen kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet.

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Text: Axel Biesler

Warum wird so wenig Aufhebens um den Lemberger gemacht? Jahr für Jahr dürfen wir beim LagenCup Spitzenqualitäten aus dieser Sorte verkosten. Dabei ist der Wein nicht nur in seiner Jugend eine ausgesprochene Delikatesse, sondern hat auch das Zeug, köstlich heranzureifen. Wir brechen eine Lanze. Abermals.     

Wir müssen dem Lemberger aus unseren Gefilden unbedingt mehr Aufmerksamkeit widmen. Aus dieser Sorte sind in der letzten Zeit derart viele hochqualitative Weine erzeugt worden, dass es zumindest traurig ist, dass so wenig über diese Weine gesprochen und geschrieben wird. Dabei ist uns unser Weinnachbar lange voraus. Lemberger hört in Österreich auf den Namen Blaufränkisch und ist die bedeutendste rote Rebsorte des Landes. Ob im Burgenland oder im Carnuntum. Blaufränkischer läuft in Österreich nicht nur zur Hochform auf, sondern wird in seinen besten Exemplaren auch für einen stattlichen Taler verkauft. Sein Reifepotenzial ist beachtlich.

Lemberger oder Blaufränkisch?

Natürlich ist der Erfolg des österreichischen Blaufränkischen nicht an der deutschen Winzerschaft vorbeigegangen. Um die Marke Lemberger hierzulande zu stärken, tauften bereits einige Winzer ihren vormals als Lemberger verkauften Wein in Blaufränkisch um. Im württembergischen Regionalverband des VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter), wo die Sorte hierzulande ihre höchste Verbreitung findet, ist ein veritabler Streit ausgebrochen, ob es nicht sinnvoll sei, den Lemberger künftig unisono in Blaufränkisch umzutaufen. Doch dazu kam es nicht. Noch nicht.

Dem Lemberger wird viel Aufmerksamkeit geschenkt

Doch ganz abgesehen von Marktanalysen und erfolgversprechenden Kampagnen, kann unumwunden konstatiert werden, dass die Rotweine aus der Sorte Lemberger in den letzten etwa 15 Jahren eine mehr als erstaunliche Entwicklung erfahren haben. Die hat auch mit der Klimaerwärmung zu tun, die vor allem den meisten roten Varietäten zupass kommt, aber sicherlich auch damit, dass dem Lemberger sowohl im Anbau als auch im Ausbau heute viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, als das früher der Fall war. Oder besser gesagt: erwartet wurde.

Die besten Exemplare überzeugten die Jury mit pfeffriger Würze

Wir vom LagenCup konnten uns jedenfalls einmal mehr von der hohen Güte der Lemberger aka Blaufränkisch überzeugen. Ihre besten Exemplare überzeugten die Jury mit pfeffriger Würze, straffer Frucht und einer pointierten natürlichen Säure. Freilich kann der Lemberger auch als extrahierte Fruchtbombe mit süßer Vanillewürze daherkommen, doch das ist Make-Up, mit dem heute fast jeder Wein im Keller gestaltet werden kann. Ob der dann aus Merlot, Spätburgunder oder Lemberger besteht, ist am Ende einerlei.  

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TOP-TEN Lemberger

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1. Platz - 95 Punkte

2019 Fellbacher Lämmler Lemberger GG, Weingut Aldinger, WÜRTTEMBERG 

»Dunkle tolle Farbe« wusste ein Verkoster über Aldingers Lemberger aus dem Lämmler zu berichten. Wir könnten uns an dieser Stelle darüber unterhalten, wie eine »tolle, dunkle Farbe« überhaupt auszusehen hat. Ist besonders »dunkel« womöglich ein Merkmal besonderer Güte? Vermutlich nicht. Denn der Geschmack bestimmter Rebsorten ist weniger in der Farbe des Weines als im eigentlichen Geschmack begründet. Pauschal lässt sich sagen, dass, je dicker die Schale der Beeren gerät, desto wuchtiger wird auch der Gerbstoffgehalt des Weines. Mit gutem Geschmack muss das allerdings noch lange nichts zu tun haben.  Aldingers haben ihrem Lemberger zu neuen und köstlichen Höhen verholfen. Haben es Matthias und Hansjörg Aldinger doch geschafft, ihren Lemberger irgendwo zwischen Burgund und der nördlichen Rhône in einer vom Luxusautobauern umgebenen Gegend zu etablieren. Der schieren Motormacht kontern die Aldingers mit kraftvoller Grandezza. »Röstaromen, rauchig, süße Früchte, sättigend, tief, saftig« waren Vokabeln, die während der Verkostung erwähnt wurden. Wonach man sich einig darüber sein mag, dass es sich um einen großen Wein handelt.

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2. Platz - 95 Punkte

2018 Cleebronner Michaelsberg Lemberger GG, Weingut Dautel, WÜRTTEMBERG 

Waren es nicht Württemberger Winzer, die damit begonnen haben, Cabernet und Merlot in schwäbische Erde zu pflanzen und in kleinen Fässern aus französischer Eiche auszubauen? Stehen die Initialen HADES nicht für fünf schwäbische Önologen, die sich 1986 als »Studiengruppe Neues Eichenfaß« zusammenfanden? Und war es nicht einst Ernst Dautel, der sich vehement dafür einsetzte, dass die weiße Varietät Chardonnay auch in Deutschland offiziell angebaut werden darf? Als Trollinger-Ländle abgetan, wird Württemberg bis heute sträflich unterschätzt. Mutmaßlich ist das viertgrößte deutsche Anbaugebiet sogar das schwungvollste. Ernst Dautels Sohn, Christian, formulierte einmal treffend: »Auf unserem Weingut hat Innovation Tradition.« Der 36-jährige Betriebsleiter, Önologe und Kellermeister hält heute die Fäden eines Weinguts zusammen, das auf eine über 500 Jahre alte Familientradition zurückschauen kann. Der Lemberger war und ist steter Begleiter der Dautels. Er hat sich als Wein immer neu erfunden. Neben dem Spätburgunder ist er heute der gefragteste Wein aus deutschen Landen. Genauso facettenreich kann er ausfallen: Einmal pfeffrig-ätherisch, dass er an die nördliche Rhône denken lässt. Ein anderes Mal kommt er konzentriert-vollfruchtig und mit süßer Würze ausgestattet daher. Dautels Cleebronner Michaelsberg sortiert sich in die elegante Mitte. Das LagenCup-Panel notierte: »Lakritz, Pflaume, Brombeere und Minze« und war dennoch angerührt, dass sich der Wein bei aller Konzentration mit »enormer Frische« am Gaumen präsentierte. Und das ist schon allerhand, wenn ein Wein es schafft, Kraft und Anmut zu vereinen.

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3. Platz - 95 Punkte

2018 Stettener Gehrnhalde Lemberger GG, Weingut Karl Haidle, WÜRTTEMBERG

Ob es der Schilfsandstein ist, der dem Lemberger sein unvergleichliches Aroma verleiht, mag an dieser Stelle einfach mal dahingestellt sein. Feststehen dürfte allerdings, dass das Weingut Karl Haidle zur Spitze der Region, wenn nicht gar zu den besten deutschen Erzeugern zählt. Dabei sind es bei Weitem nicht allein die roten Sorten, mit dem das Weingut für Aufmerksamkeit sorgt. Es ist auch – und alle Achtung – der Riesling, dem Moritz Haidle allerbeste Qualitäten abringt. Viel zu selten hört man von diesen wirklich großen Gewächsen. Moritz‘ 2018er Lemberger aus der Stettener Gehrnhalde ist ein selten komplexer Rotwein. Unwillkürlich fragt man sich, muss sich eigentlich fragen, weshalb deutsche Rotweine noch immer mehr oder weniger geschmäht werden. Und das ganz zu Unrecht.: »Dichtes Purpur, Rauch, Schwarze Johannisbeere, muskulös und sehr langanhaltend am Gaumen«, bemerkte die Jury und schloss mit einem Statement, das keinerlei Kommentar mehr bedarf: »Hervorragend!«   

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4. Platz - 93 Punkte

2018 »G« Wiesenbronner Heller Berg Blaufränkisch, Weingut Roth, FRANKEN 

Gerhard Roth plagten diverse Allergien, als er sich Mitte der siebziger Jahre dazu entschloss, keine Spritzmittel mehr in seine Hände zu nehmen. Die Partei der »Grünen« war noch nicht einmal gegründet. Roth scherte sich darum. Er machte seine Erfahrungen und zog daraus seine Schlüsse. Deshalb bewirtschaftete Roth seine Lagen fortan ohne Pestizide. Das Weingut zählt heute zu den Pionieren, wenn es um die biologische Bewirtschaftung der Flächen geht. Viel Aufhebens machen die Roths darum nicht. Es ist zur Normalität geworden. Mit Marketing hat ihre Arbeit fast nichts zu tun. Vor allem dann nicht, weil es der Wein sein muss, der schmecken muss, um die Kunden zu begeistern. Da ist eine biologische Bewirtschaftung quasi eine Selbstverständlichkeit. Ob die am Ende zur Schmackhaftigkeit eines Weins beiträgt, muss andernorts diskutiert werden. Jedenfalls wurde die Jury des LagenCups mit einem tintendunklen Lemberger konfrontiert, der mit »geschliffenen Tanninen und einem wunderbar ätherischen Nachhall« zu begeistern wusste. Als köstliches Schlusswort darf die Meinung eines offenbar erfahrenen Jurors herhalten: »Alkohol wird verarbeitet, feingliedrig.« Wenn das nicht von Expertise zeugt.  Wollen wir hinzufügen, dass die Verkoster ebenso den »mentholigen« Abgang dieses Ausnahme-Lembergers zu würdigen wussten. Wir haben das hiermit getan.  

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5. Platz - 93 Punkte

2018 Hanweiler Berg »vom Stein« Lemberger, Weingut Maier, WÜRTTEMBERG 

Noch ein Maier also. Der Nachname ist beliebig. Weingüter, die diesen Namen tragen, einerlei, ob der Name mit »a«, »e«, »ei« oder »y« in der Mitte geschrieben wird. Maier bleibt Maier. Egal wie der Name am Ende richtig geschrieben wird. Man müsste die Familie woanders verorten, damit ihr Name mehr Gewicht, ein Alleinstellungsmerkmal bekommt. In Weindeutschland eine schwierige Angelegenheit, denn es »maiert« wie auch immer gewaltig in unserem Land. Immer noch. Und weiterhin. Auf rund 14 Hektar kultivieren die Maiers ihre Reben im Remstal. Bass erstaunt ist man da immer wieder, wie teilweise steil es in ihren Lagen da zuweilen zugeht. Viel Handwerk ist nötig, wenn Maschinen nur begrenzt helfen können. Herbizide kommen bei den Maiers ebenso wenig zum Einsatz, wie bei der Düngung ausschließlich mit eigens hergestelltem Humus gearbeitet wird. Das danken die Pflanzen den Maiers. Ihr Prestige-Lemberger aus der vom Bunten Mergel dominierten Lage Hanweiler Berg begeisterte die Jury mit einem Potpourri aus »Himbeermarmelade, Kakao und zupackender Struktur.« Was nochmals für die hohe Güte dieses Weins sprechen sollte, ist der Kommentar eines Verkosters zuletzt: »Eleganz zu Kraft veredelt.«

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6. Platz - 93 Punkte

2018 Großheppacher Wanne Lemberger »SL«, Weingut Bernhard Ellwanger, WÜRTTEMBERG

Mit einer tiefschwarzen Farbe ging es für die Verkoster schon einmal los. »Heidelbeeren, Waldfrüchte, Wacholder und eine pfeffrige Würze« meinten die Juroren im Glas wahrzunehmen. Wie dem auch immer sein mag. Das Weingut Bernhard Ellwanger gehört zu den Grandseigneurs, wenn es um höchstwertige Lemberger geht. Seit Anbeginn hat die Familie dieser Sorte einen adäquaten Platz eingeräumt. Jenseits vom Massenwein. Und abseits des Mainstreams. Das Weingut erzeugt vorzügliche Sauvignon Blancs und ätherisch-würzige Syrahs. Es zählt somit exemplarisch zu jenen Weingütern im Ländle, die die Region maßgeblich vorangebracht haben. Ohne großes Bohei. Ohne auf heimische Sorten zu verzichten und stets mit dem Drang, auch Neues zu wagen, mag wohl so etwas wie die Genetik der Ellwangers zu sein. Wer heute von »brutal lokal« tönt und sich dem Olivenöl verwehrt, weil das im kleineren Umkreis nicht zu erzeugen ist, wird bei den Ellwangers gut aufgehoben sein. Denn die Familie pflanzte Rebsorte zu einer Zeit in schwäbische Erde, als niemand daran dachte, dass man aus ihnen dermaleinst mehr als anständige Weine bereiten kann. Dabei halten die Ellwangers den alten Haudegen die Stange. Der Lemberger ist nach wie vor Parade- und Vorzeigesorte, sorgt für Profil und Eigenständigkeit des Weinguts. »Fleischig und lecker« notierte ein Verkoster zum Schluss.   

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7. Platz - 93 Punkte

2018 Neipperger Schlossberg Lemberger GG, Weingut Graf Neipperg, WÜRTTEMBERG

Wenn ein Juror von einem »antreibenden, gar lebhaften« Wein berichtet, darf man nicht ganz sicher sein, was der wohl damit meint. Hatte er es mit einem schlanken Wein zu tun oder kam er ihm allzu jung und eben angemessen unruhig an den Gaumen. Beides ist möglich. Es gehört allerdings zu den Vorzügen des Weinguts Neipperg, dass seine Lemberger niemals überkonzentriert oder gar adipös geraten. Stets werden sie von einer Eleganz getragen, die vielmehr an Pinot Noir denn an fettwürzige Blaufränkische aus dem Burgenland denken lassen. Neippergs Schlossberg stammt aus dem außergewöhnlich heißen und trockenem Jahr 2018. Dennoch ist der Wein ungleich feingliedrig geraten. »Sanddorn, zart, karg, reife Tannine« kritzelte ein Juror ziemlich unleserlich in sein Büchlein. Fürs Dechiffrieren hat der LagenCup ja ein versiertes Lektorat. Neippergers Lemberger zählen zu den großen Klassikern der Region, wollen niemals mit überbordender Schokosüße oder eingemachter Marmelade punkten, sind unabhängig vom Jahr stets auf der sehnigen Seite. Die braucht mitunter etwas Zeit, um seine arrogante Schüchternheit abzubauen. Doch jeder Schluck von Neippergers Lemberger ist immer auch eine Einladung, ihn besser kennen zu lernen. Und ehrlich gefragt: Was will man mehr von einem großen Wein?

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8. Platz - 93 Punkte

2017 Schwaigerner Heuchelberg Lemberger, Weingut Florian Robert, WÜRTTEMBERG 

Florian Robert Müller nennt seine Lemberger mittlerweile Blaufränkisch, was vermutlich weniger mit der Herkunft der Rebstöcke zu tun hat – Blaufränkisch zündet bei der Kundschaft einfach besser. Wie dem auch sei. Auf den Geschmack hat die Firmierung ohnehin keinen Einfluss. Und der kam bei der Jury des LagenCups hervorragend an: »Konzentrierter Duft nach dunklen Beeren mit ätherisch anmutenden Nuancen« notierte ein Juror, während ein anderer die »pure und frische Art« von Müllers Roten aus dem Heuchelberg lobend erwähnte. Die Trauben für seinen exquisiten Lemberger aka Blaufränkisch reifen in drei unterschiedlichen Parzellen des Schwaigerner Heuchelberg: Von steil über flach- bis tiefgründig werden dabei quasi sämtliche Terroir-Register gezogen. Fast 50 Lenze haben seine ältesten Reben auf dem Buckel, da fällt der Ertrag naturbedingt bereits sehr sparsam aus. Unbedingt erwähnenswert ist Müllers feines Händchen beim Ausbau seiner Weine in kleinen französischen Eichenfässern: Der aromatische Einfluss der Gebinde bleibt elegant und hintergründig. Von Schoko-Schlotz oder Tabak-Popanz fanden die Verkoster jedenfalls keinerlei Spuren. Gut so. Florian Robert Müller führt das Weingut nunmehr in der vierten Generation und ist Betriebsleiter und Kellermeister in Personalunion, was sicherlich auch mit der überschaubaren Anbaufläche begründet ist. Rund drei Hektar Rebland bewirtschaftet der Jungwinzer heute. Nebenbei lässt sich diese Fläche allerdings auch nicht bearbeiten, wenn der Heuchelberg an manchen Stellen extrem abschüssig ist und seine Reben nur mit Menschenhand bewirtschaftet werden können. Auch deshalb ist Wein eben kein Natur-, sondern ein Kulturprodukt. Da gibt es keine Ausnahmen. Vor »sondern« steht schließlich auch stets ein Komma.

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9. Platz - 93 Punkte

2017 Neckarsulmer Scheuerberg Lemberger »Fass Nr. 5«, Weingut Berthold, WÜRTTEMBERG

1524 hatten Bauern, Städter und Bergleute schließlich die Faxen dicke. Sie revoltierten gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und formulierten die ersten Menschenrechte. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Schätzungsweise 80.000 Menschen haben ihr Leben für ihre menschliche Sache gelassen. Vorher beeilten sich die Revoluzzer noch, die Burg Scheuerberg samt Kapelle ordnungsgemäß niederzubrennen. Daher und aufgrund bester Sicht zum Fluss Neckar rührt der Name dieser Lage. Von der Burg ist nichts mehr zu sehen. Archäologische Funde legen nahe, dass es sich um eine der größten Wehranlagen in der Heilbronner Region gehandelt haben könnte. Die Brandstifter haben ganze Arbeit geleistet. Von der Burg ist oberflächlich nichts mehr zu sehen. Wein gedeiht hier immer noch vortrefflich. »Tiefschwarz mit eindrücklichen Aromen von Brombeeren und Mokka« wusste sich ein Verkoster zu begeistern. »Reife Gerbstoffe mit fleischiger Textur« fügte ein weiterer hinzu. Das Weingut Berthold blickt auf eine über 300-jährige Geschichte zurück. Dass es damit erst weit über 100 Jahre nach dem Bauernkrieg gegründet wurde, mag uns an dieser Stelle kaum stören. Für ein paar sinnige Infos steht die Seite der Bertholds parat: » Hermann und Brigitte Berthold leiten das Weingut. Neben der Betriebsverantwortung teilen Sie die Liebe zum Wein. Nach der Weinbautechnikerausbildung baute Hermann Berthold neben seiner 18-jährigen Tätigkeit im Keller des Staatsweinguts Weinsberg den Betrieb auf und leitet in unserem Weingut den Außen- und Kellerbetrieb. Brigitte Berthold verantwortet unseren Besenbetrieb und Weinverkauf.«    

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10. Platz - 93 Punkte

2019 Gündelbacher Wachtkopf Lemberger, Weingut Sonnenhof, WÜRTTEMBERG

Walter Bibo also. Den umtriebigen Weinmacher hat es also nach Württemberg verschlagen. Vorher zeichnete er als Mitgesellschafter des Rheingauer Weinguts »Bibo & Runge« verantwortlich. Bibo hat da ordentlich abgeliefert. Das in Oestrich gelegene Weingut sorgte in den letzten Jahren fast in allen Weinqualitäten für Furore: Trockene oder restsüße Rieslinge, flaschenvergorene Sekte oder feinste Pinots zogen die Aufmerksamkeit der kundigen Zecher auf sich. Bibo gibt seine Expertise nun also im Ländle weiter. Warum das alles so geworden ist, wissen wir nicht. Wir können dem Weingut Sonnenhof nur dazu gratulieren, dass es solch Erfahrung und Kennerschaft für sich gewinnen konnte. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis das Gut in die höchsten Reihen der Region aufgenommen wird. »Dunkles Granatrot, rauchig nuanciertes Bouquet mit fetter Beerenfrucht« schrieben die Verkoster unter anderem in ihre Notizbücher. Wir schreiben das an dieser Stelle mal so ab und dürfen uns dabei sicher sein, dass Bibo ein hochfeines Gespür auch für die Sorte Lemberger besitzt, die er aus dem heißen Jahr 2019 zu einem wunderbaren Rotwein vinifiziert hat. Dabei gehört die Lage »Gündelbacher Wachtkopf« nicht unbedingt zu den meistzitierten Herkünften unseres Weinlandes. Doch was zählt die Herkunft am Ende, wenn dahinter nicht ein Gestalter steckt. Bibo zählt womöglich zu den besten des Landes. »Überaus fein im Abgang« darf als Abschied in diesem Text hinreichend sein.

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10. Platz - 95 Punkte

2018 | W

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